Ich habe das Mountainbiken Anfang der 90er für mich entdeckt. In der Natur zu sein und das Fahren im Gelände ist meine Welt, mit allem, was dazu gehört. Bergauf und bergab, über Wurzeln und Steine, genauso wie das Schwitzen und den Puls gen Anschlag treiben. Und klar: Rennrad fahren zur Trainingsoptimierung gehört auch dazu. Mein Herz hängt aber am MTB.
Vor ca. 20 Jahren hörte ich das erste Mal von der Bike Transalp, ein MTB-Etappenrennen über die Alpen. Im Herbst 2018 befasste ich mich mehr damit, und habe mir gedacht: “Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Im Dezember 2018 meldete ich mich an zur MAXXIS BIKE TRANSALP 2019; als Einzelstarter, das war neu, denn bisher war es nur als Team zu zweit möglich. Die Strecke wechselt jedes Jahr. Die Neue für 2019 startete in Tux, das Ziel war Molveno. Insgesamt galt es 550 km und 18.500 hm zu bezwingen. Diese Zahlen hören sich schon extrem heftig an, aber wenn man sie fährt, erlebt man eine Steigerung noch um ein Vielfaches intensiver.
Die Etappen
1. Tux – Brixen | 105 km | 3.200 hm |
2. Brixen – St. Vigil | 55 km | 2.400 hm |
3. St. Vigil – Welschnofen | 92 km | 3.400 hm |
4. Welschnofen – St. Martino di C. | 75 km | 2.600 hm |
5. St. Martino di C. – Folgaria | 112 km | 2.980 hm |
6. Folgaria – Trento | 58 km | 1.400 hm |
7. Trento – Molveno | 59 km | 2.360 hm |
Alle 700-800 Teilnehmer/innen machten einen sehr fitten Eindruck. Um mich stand es auch nicht schlecht, immerhin hatte ich bis Anfang Juli 5.000 km geradelt, überwiegend MTB. Und dennoch: Einige Teilnehmer haben meine (wenigen) Kilometer fast belächelt… Etappen- und Massenstart war jeweils morgens um 9 Uhr mit einer Ausnahme in St. Vigil um 8.00 Uhr. Eine Minute vor jedem Start an jeden Tag klang „Highway to hell“ aus den Lautsprechern und dann klickten alle Fahrer/innen ein. Los ging’s.
Am ersten Tag fuhr ich etwas zu schnell. Die Quittung kam Mitte der Etappe, Krämpfe ohne Ende. Ich dachte schon ans Aufgeben. Aber mit viel Mühe erreichte ich das 1. Etappenziel. Ab dem 2. Tag lief es dann aber gut. An die Leistungsgrenze ging es jeden Tag, manchmal über Stunden. Tag für Tag Trails ohne Ende, die alles von einem MTBler abverlangten und die riesig Spaß machten – oft hatte ich ein Grinsen im Gesicht. Dann wieder stundenlanges Bergauffahren. Meist auf Schotterwegen, aber auch Waldwegen mit 20% Steigung, Wurzeln und Steine, waren das „tägliche Brot“. Für traumhafte Ausblicke blieb nicht viel Zeit. Ständig war hochkonzentriertes Fahren von Nöten, um das Vorderrad, manchmal Millimeter genau, zu dirigieren. Je weiter ich Tag für Tag kam, desto mehr wurde mir klar: »Diese Strapazen brauche ich nicht noch einmal.«
Umso emotionaler war jede einzelne Zieleinfahrt. Und ganz besonders natürlich die der letzten Etappe in Molveno, direkt am See. Ich schrie so laut ich konnte und hatte Tränen in den Augen. Endlich geschafft!
von Jochen